Bitcoin hat ein Allzeithoch hingelegt – in Euro und wohl auch in Dollar. Doch so richtig gezündet hat die Rakete nicht, und der Kurs prallte an einer altbekannten Schwelle zurück. Anders sieht es bei anderen Kryptowährungen aus. Insbesondere Ethereum bleibt erstaunlich schwach. Und das sagt ziemlich viel über die Welt aus.
Was sind Kurse und Preise? Sind sie nur ein Ausfluss der kollektiven Psyche und ihrer Psychosen? Sind sie ein Ergebnis harter Fakten wie Angebot und Nachfrage? Oder verschmilzt in ihnen beides?

Der Bitcoin-Preis in Euro im Einjahres-Chart nach coinmarketcap.com
Eine stabile Antwort auf diese Frage wird man vermutlich niemals bekommen. Klar ist aber, dass Bitcoin Ende Oktober mit einem Preis von beinahe 68.000 Euro ein neues Euro-Allzeithoch gefeiert hat. Noch niemals hat man für einen Bitcoin so viele Euro bekommen wie an diesem Tag.

Bitcoin-Preis in Dollar im 30-Tages-Chart nach tradingview.com
Etwas knapper ist die Lage, wenn man den Preis in der einzigen global relevanten Recheneinheit anschaut, dem Dollar. Der Kurs sprang Ende Oktober über 73.000 Dollar, doch dies gelang ihm schon im März dieses Jahres. Wenn es ein Allzeithoch gab, dann es ist viel knapper als in Euro.

Bitcoin-Preis in Dollar im 1-Jahres-Chart nach tradingview.com
Wenn man zu all dem noch die Inflation hinzurechnet, sagen wir, fünf bis sechs Prozent im Jahr, dürfte es auch für das Euro-Allzeithoch knapp werden. Vermutlich hat man sowohl in Dollar als auch Euro am Höhepunkt im März mehr Kilogramm Mehl oder Paprika für einen Bitcoin erhalten als heute.
Generell ging der Bitcoin-Rallye die Luft aus, kaum dass sie das alte Allzeithoch gebrochen hat. So, als habe der Kurs seine Pflicht erfüllt, wie ein guter Arbeiter, und sich dann eine Pause gegönnt. Nach der Spitze sackte Bitcoin um rund 5.000 Euro ab, auf gute 68.000. Damit aber bewegt er sich vergleichsweise noch immer in hohen Lüften.

… um im 5-Jahres-Chart. Die Quelle ist ebenfalls Tradingview.
Auffällig dabei ist, dass es um 70.000 Dollar herum eine Schwelle zu geben scheint, die den Kurs wie ein Magnet anzieht, um ihn dann wieder abzustoßen. Seit März, als die in diesem Jahr gestarteten ETFs begannen, ihre Wirkung zu entfalten, hat sich dieses Spiel mindestens vier Mal wiederholt: Im März, Mai, Juli und nun Oktober.
Wenn man ein Auge leicht zudrückt, haben wir nicht nur ein Double- und Triple- sondern ein Quadruple-Top. Doch man muss nicht allzu scharfsichtig sein, um einen Trendwechsel zu erkennen.
Bis September war das Schema dabei eher drückend: Tiefere Hochs, tiefere Tiefs. Seitdem jedoch bildet sich mit höheren Hochs und höheren Tiefes eine viel optimistischere Linie heraus, die, wenn sie den derzeitigen Trend hält, in naher Zukunft die 70.000-Dollar-Schwelle dauerhaft hinter sich lassen könnte.
Ist der Preis dabei ein sich selbst prophezeiendes Muster? Wirken an sich frei erfundene Fortsetzungen von Trends und Indikatoren so, dass die Trader sie ernst nehmen, nach ihnen handeln und damit fortschreiben? Oder spielen fundamentalere, mehr im echten Leben verankerte Faktoren mit?
Es ließen sich hierzu ein paar Vorschläge nennen. So hat der Markt nun den Abverkauf der BKA-Coins und die Freisetzung der Mt. Gox-Coins relativ gut überstanden, während die Konkursverwalter von FTX begonnen haben, eine Dollar-Flut auf den Markt zu entladen, die eine potenziell milliardenschwere Nachfrage schürt. Bis etwa September wurde ein Angebot an Coins injiziert, nun eher eine Nachfrage. Dieser Wandel könnte sich im Kurs manifestieren.

Sieht nicht so gut aus: Ethereum-Preis in Bitcoin im 1-Jahres-Chart nach coinmarketcap.com
Sehr interessant ist dabei auch der Vergleich mit anderen Coins. Insbesondere der Kursverlauf der zweitgrößten Kryptowährung, Ethereum, ist aufschlussreich. Zwar folgt Ethereum gewohnheitsmäßig den Aufs und Abs von Bitcoin, fällt, wenn Bitcoin fällt, und steigt, wenn Bitcoin steigt. Doch alles in allem steigt Ethereum weniger, aber fällt mehr.

… und seit 2016
Das Ergebnis ist, dass der Kurs von Ethereum in Bitcoin immer tiefer sackt. Im Februar war ein Ether noch fast 0,06 BTC ($103,454.00) wert, heute sind es eher 0,036. Von den früheren Hochs bei 0,1 BTC oder mehr ist Ethereum weiter weg denn je. Genau genommen muss man zurück ins Jahr 2021 gehen, um ähnlich tiefe ETH ($3,401.00)-Kurse in Bitcoin zu finden.
Woran liegt das? Eventuell muss man eine nicht ganz einfache Wahrheit anerkennen: Man kann eine technische Plattform zur Ausführung dezentraler Smart Contracts, wie Ethereum sie ist, kopieren – wie durch BNB ($953.00), Solana, Cardano, Avalanche und so weiter – aber man kann keinen Wertspeicher wie Bitcoin kopieren.
Anders formuliert: Ein Token, das wirklich nützlich ist, das wie ETH als „Treibstoff“ für Smart Contracts dient, hat eine schlechtere Wertbasis als ein Token wie BTC, das weniger nützlich ist, aber durch einen globalen Konsens zum Wertspeicher gemacht wird. Denn man kann Nützlichkeit fabrizieren, sobald das Rezept bekannt ist – aber keinen globalen Konsens.
An sich ist das auch logisch. Werte sind subjektiv, weshalb sie frühere Philosophen auch eine „moralische Größe“ nannten. Wenn die subjektive Meinung eines globalen Kollektivs sich darauf einigt, dass Bitcoin etwas wert ist – dann ist das sehr viel beständiger, als eine tatsächliche Nützlichkeit.









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