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Die Orangepiller in Innsbruck

Die Orangepiller in Innsbruck
Was sagt eine Konferenz darüber aus, was Leute mit Bitcoin machen? Ein offener Bericht über die BTC 2022 – über orangene Pillen, den Kaninchenbau und El Salvador.
1. Morpheus
Vielleicht bringt ein Bild den Geist der BTC 2022 am stärksten zum Ausdruck:

Roman Reher, der Blocktrainer, sitzt auf einem Sessel auf der Bühne. Er trägt eine runde Sonnenbrille und einen schwarzen Ledermantel. Seine Hände ruhen auf den Lehnen des Sessels. Hinter ihm, auf einer Leinwand, fallen orangerote Zeichenketten herab. Dann spricht Roman:
„Das ist deine letzte Chance. Nimm die blaue Pille: Die Geschichte endet, du wachst in deinem Bett auf und glaubst, was immer du glauben willst. Nimm die orangene Pille: Du bleibst hier im Wunderland und ich werde dir zeigen, wie tief der Bitcoin-Kaninchenbau reicht.“
Ironie ist nicht wirklich zu erkennen.

It‘s on @blocktrainer #orangepillparty #btc22 pic.twitter.com/RQjlRueyu9
— BTC22 – Die Bitcoin Konferenz (@thebconf) September 17, 2022

Roman ist relativ zentral für die Veranstaltung. Er war ständig auf der Bühne, als Sprecher, Moderator, Diskussionsteilnehmer. Immer wieder wird ihm versichert, er sei der wichtigste Bitcoin-Influencer. Deutschlands bester Orangepiller.
Und so, wie Roman der personelle Mittelpunkt der BTC 2022 ist, stehen zwei Ideen in ihrem Zentrum: die „Orangene Pille“ und der „Kaninchenbau.“
2. Was Bitcoin ist
Bitcoin ist das, was die Leute daraus machen. Ob Zahlungsmittel, Wertspeicher oder Rechnungswesen; ob digitales Geld oder digitales Gold: Bitcoin kann vieles sein. Was es ist, hängt davon, als was es die Leute ansehen.
Auf der BTC 2022 trafen sich 700 Teilnehmer 2-3 Tage, um von Morgens bis in tiefster Nacht über Bitcoin zu sprechen. Und zwar nur über Bitcoin, denn die BTC 2022 war eine „Bitcoin-Only“-Konferenz.
Also, ihr Bitcoiner Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Was macht ihr aus Bitcoin?
3. Die Konferenz
Die Konferenz war, um das vorauszuschicken, professionell organisiert. Sie war ohne Zweifel der Auftakt einer Marke mit einer großen Zukunft.
Das Ambiente war stilvoll, Bild- und Tontechnik perfekt, die gastronomische Versorgung gut, und die Bezahlung per Lightning lief wie geschmiert.
Das Programm war abwechslungsreich und inspirierend. Es bestand im Kern aus Bitcoin-Lobreden, mischte diese aber geschickt mit Selbstreflexion, technischen Vorträgen und Exkursen in etwa Sport oder Zauberei. Erfrischend war zudem der ständige Wechsel zwischen Vortrag, Kamingespräch und Diskussion.
Mit Michael Saylor, Saiffedean Ammous und Jimmy Song traten international hochkarätige Speaker auf, wenn auch zum Teil nur per Video, und aus El Salvador reisten sogar zwei Ministerinnen an.
Auf der Bühne führten Niko Jilch, Roman Reher und Debbi als Moderatoren sympathisch und gekonnt durch das Programm.
Die Veranstalter legten Wert darauf, dass Sponsoren und Aussteller „Bitcoin Only“ waren. Das gelang nicht zu 100 Prozent, aber beachtlich weitgehend. Laut Flurfunk haben die Veranstalter ein großzügiges Sponsoring einer internationalen Börse in den Wind gejagt, weil man dort zu viele Shitcoins handeln kann.
Man muss diese Hygiene nicht zwingend notwendig finden. Aber sie verdient Respekt und prägt die Veranstaltung.
Die Bitcoiner hier sind, das ist vielleicht die erste Erkenntnis, Monotheisten. Sie verabscheuen ein Pantheon von Kryptowährungen und akzeptieren nur ein Geld.
Und damit wären wir beim Thema.
4. Die Moral
Denn um Bitcoin herum ging es, so mein Eindruck, noch nie so sektiererisch zu wie auf der BTC 2022.
Lasst mich das am Beitrag von Jimmy Song erklären. Das ist ein asiatisch-amerikanischer Bitcoin-Lehrer, dessen Marke ein großer Cowboyhut ist. Er sprach über Bitcoin und Moral und teilte dabei, wie es sich in Glaubenssystemen gehört, die Welt in Schwarz und Weiß, Gut und Böse.
Altcoins sind böse. Darüber herrscht hier Konsens. Jimmy unterlegt dies noch moralisch: Denn Altcoins werden nur herausgebracht, damit die Gründer Geld verdienen.
Diese Abneigung dagegen, Geld verdienen zu wollen, hört man auf der BTC 2022 immer wieder, meist, wenn es um Altcoins und Börsen geht. Eine wirtschaftliche Transaktion wird nicht durch den Wunsch legitimiert, Geld zu verdienen, sondern durch moralische Gründe.
Bei Bitcoin ist das erstaunlicherweise andersherum. Bitcoin sei moralisch, erklärt Jimmy, weil es den Zugriff des Staates auf das Geld begrenzt. Bitcoin reduziert die Fähigkeit des Staates, Transaktionen aus anderen Gründen als Geld zu legitimieren.
Bei Altcoins ist es unmoralisch, bei Bitcoin moralisch. Schwarz und Weiß, Gut und Böse.
Noch kühner wird Jimmy bei der persönlichen Moral. Ja, sagt er, Bitcoin mache den Einzelnen moralischer. Denn Bitcoiner haben eine niedrigere Zeitpräferenz. Sie denken weiter voraus. Sie sparen mehr und planen weiter.
Auch dies hört man auf der BTC 2022 immer wieder. Die Zeitpräferenz ist die moralische Stütze der Bitcoiner. Sie ist ein wesentlicher Grund, weshalb Bitcoiner als bessere Menschen aus dem Kaninchenbau zurückkehren.
5. Selbstkritik
Bitcoiner schlucken also eine Orangene Pille, pilgern dann durch den Kaninchenbau und kehren geläutert als moralischere Menschen zurück. Das erinnert an religiöse Geschichten, vom Gilgamesch-Epos bis zu Paulus Interpretation des Todes Jesu.
Dieses religiöse Gebahren der Bitcoin-Szene ist kein neues Thema. Ich habe ihm schon 2018 in meinem Buch einige Seiten gewidmet.
Auch die BTC 2022 schenkt ihm etwas Zeit. Manuel Bassler und Jonas Hofmeister, beide vom Bitcoin-Verstehen Podcast, fragen, ob Bitcoin eine Religion ist. Es verdient viel Respekt, dass die Konferenz bereit war, diese Art der Selbstreflexion zuzulassen.
Auf der einen Seite erkennen Manuel und Jonas viele Anzeichen dafür, dass Bitcoin eine Religion ist: Es gibt eine heilige Schrift (das Whitepaper), Schreine (Full Nodes), Dogmen (Not your Keys, not your coins), Feiertage (Genesis-Day), Hohepriester und natürlich den unbedingten Missionierungswillen der Bitcoiner.
Auf der anderen Seite basiere Bitcoin aber nicht auf Glauben, sondern auf Wissenschaft. Das sei ein KO-Kriterium. Bitcoin könne also keine Religion sein, aber es zeige, einigen sie sich, im Sozialen Anzeichen einer solchen. Und das sei vielleicht gar nicht schlecht.
Ijoma Mangold, ein ZEIT-Literaturkritiker, der vor einiger Zeit ebenfalls die „orangene Pille“ geschluckt hat, setzt die kritische Selbstreflexion fort. Er fordert in einem fulminanten Vortrag dazu auf, niemals aufzuhören, offen für Kritik zu bleiben.
Man solle immer, ganz in der Tradition der Österreicher Schule, vom Nicht-Wissen ausgehen. Die „Hyperbitcoinisierung“ sei möglich, aber nicht, wie es gelegentlich heißt, unvermeidbar.
Die Zukunft wird gemacht, und wer nicht darauf vorbereitet, dass sie auch anders kommen kann, verliert.
6. Trockenschwimmen
Die Szene schenkt Ijoma einen tosenden Applaus. Sie stimmt voll zu. Man sollte offen für Kritik bleiben. Unbedingt.
Dankbarerweise hat Ijoma seine Aufforderung rein theoretisch formuliert. So kann sein Publikum ein abstraktes Bekenntnis ablegen, kritikfähig zu bleiben, ohne dies praktizieren zu müssen.
Die Szene lechze geradezu nach „legitimer“ Kritik, doch leider gebe es diese nicht, sagte Ijoma oder jemand anderes. Man hört diesen Spruch immer wieder, was ihn nicht weniger falsch macht. Es gibt sehr wohl legitime Kritik an Bitcoin, auch wenn Bitcoiner dies gerne bestreiten.
Auf der BTC 2022 findet man so eine Kritik allerdings nicht, und weder Publikum noch Speaker scheinen ernsthaft offen für sie zu sein.
Ein Detail dazu prangert der Journalist Nils Wischmeyer an: Es gab keine Fragen nach Vorträgen.
Natürlich konnte man die Speaker danach in eine Diskussion verwickeln. Aber das kann eben keine öffentliche kritische Diskussion ersetzen.
7. Orange Pillen I
Was die Szene von Kritik hält, zeigte sich etwa im Podiumsgespräch „Die Orange Pille für die Massen.“
Daniel Wingen, Alex von Frankenberg und der Blocktrainer Roman Reher dachten zusammen darüber nach, wie man die „orange pill“ für die Massen findet.
Wie bringt man die Masse dazu, genauso verzückt von Bitcoin zu werden wie man selbst? Wie macht man die derzeitigen „Nocoiner“ auch zu Bitcoiner? Wie lockt man sie in den Kaninchenbau?
Die Frage scheint auf der BTC 2022 wichtig zu sein. Neben dem Gespräch gab es auch einen Workshop zum Orangepillen, den ich leider verpasst habe.
Aber warum ist es so wichtig, die orangene Pille weiterzugeben? Daniel Wingen erklärt dies auf dem Podium. Zunächst stimmt er Ijoma Mangold zu, dass Hyperbitcoinisierung nicht gottgegeben sei, doch dann widerspricht er im gleichen Atemzug, denn wenn man alle Anreize erkenne und mathematisch verbinde, dann gebe es keine andere Alternative. Daher versuche er, sein Umfeld zu überzeugen, Bitcoins zu halten, um gut vorbereitet zu sein.
Es geht als nicht darum, den Preis der eigenen Bitcoins hochzutreiben, weil andere auch Bitcoins kaufen. Das hätte ein Geschmäckle von Netzwerkmarketing und Pyramidenspiel. Es geht vielmehr darum, den anderen etwas Gutes zu tun, indem man ihnen die Türe zur Wahrheit öffnet.
Dennoch erinnerte das Gespräch auf dem Podium etwas an einen Verkaufs-Workshop. Man einigte sich darauf, dass man die Leute abholen muss. Die meisten Menschen erkennen dieselben Probleme und haben dieselben Ziele. Doch sie verstehen nicht die wahre Natur des Problems, wie Bitcoiner sie verstanden haben.
Man muss die Leute bei gemeinsamen Problemen abholen, aber sie über das wahre Wesen des Problems aufklären. So kann man sie orangepillen.
8. Orange Pillen II
Der Begriff der orangenen Pille ist hier ein stehender Begriff. Er wird in der Regel englisch verwendet (orange pill) und gerne denglisch zum Verb gemacht: orangepillen oder, im Passiv, georangepilled.
Wer das Bild nicht versteht: Im Film Matrix bietet Morpheus dem Hacker Neo zwei Pillen an. Eine rote und eine blaue. Wählt Neo die blaue, vergisst er, Morpheus getroffen zu haben, und sein Leben geht weiter wie bisher. Wählt er die rote, erwacht er aus der Matrix und erkennt, wie das Leben wirklich ist.
Die Orangene Pille lässt einen nun die Wahrheit über Bitcoin, über Geld, Wirtschaft, Politik und vieles mehr erkennen. Man fällt, um den zweiten Kernbegriff zu erklären, in den „Kaninchenbau.“
Das kommt ebenfalls aus einem Film, bzw. einem Buch: Alice in Wonderland. Die kleine Alice folgt einem weißen Kaninchen in den Bau, wo ein sagenhaftes Abenteuer beginnt, das sie für immer verändert.
Der Kaninchenbau ist ebenfalls ein stehender Begriff auf der BTC 2022. So erklären etwa Debbi und Lina Seiche in einem ein Kamingespräch, wie man Newbies „den Weg durch den Kaninchenbau“ ebnet.
Wer die orangene Pille geschluckt hat, pilgert durch den Kaninchenbau. Den Weg weisen ihm Bücher über Bitcoin, Podcasts und Youtube-Videos, vor allem vom Blocktrainer.
Wer aus dem Kaninchenbau zurückkehrt, ist ein anderer Mensch. Vielleicht ein Erleuchteter oder Ausgewählter. Seine Zeitpräferenz sinkt. Er wird Konsumausgaben meiden, indem er etwa im Plebs-Camp zeltet, anstatt im Hotel zu schlafen, und er wird jeden freien Cent in „Sats“ stecken, also in Bruchteile von Bitcoin.
Vor allem aber wird der solcherart Georangepillte ein unstillbares Bedürfnis haben, auch andere Menschen zu orangepillen.
9. Kritikfähigkeit
Das Gegenstück zur orangenen Pille ist die blaue Pille. Daniel Wingen fragt in die Runde, was für die anderen die blaue Pille sei. Was hindert die anderen daran, zu begreifen, was man selbst begriffen hat? Was stößt sie geradezu von Bitcoin ab?
Diese Gründe können, da sind sich alle einig, nur irrational sein. Einen bilden, auch darüber herrscht Einigkeit, die Bitcoiner selbst. Ihre extreme Begeisterung und ihre starke Überzeugung könne abschrecken und hinderlich sein. Da ist es wieder, das Thema der Sekte.
Interessanterweise ist aber nicht das Sektenhafte selbst ein Problem. Ein Problem ist lediglich, dass es zum Hindernis wird, um andere in den Kaninchenbau zu treiben.
Ähnlich beim Energieverbrauch der Miner. Das Thema ist mehr oder weniger DIE Kritik an Bitcoin, und gerade, wegen des Merges von Ethereum, auch brandaktuell. Nachdem Ethereum das Mining abgelegt hat, steht man als Bitcoiner unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck.
Auf der BTC 2022 wird der Stromverbrauch durchaus als Problem ernst genommen – aber allein als Hindernis beim Orangepillen. Nicht der Stromverbrauch an sich ist ein Problem – sondern dass Leute ihn für ein Problem halten.
Ich habe mit vielen im Publikum über diese Frage gesprochen. So gut wie nie war mein Gesprächspartner in der Lage, die Kritik am Stromverbrauch argumentativ zu entkräftigen. Es ist ein komplexes Thema, über das ich wieder und wieder geschrieben habe . Mein Eindruck auf der BTC 2022 war, dass kaum jemand hier die Komplexität des Themas auch nur erfasst.
Dennoch war jeder überzeugt, dass der Stromverbrauch kein Problem sei.
Wie soll die Szene also kritikfähig sein? Wenn sie eine Kritik selbst dann blockt, wenn sie keine Argumente kennt, um sie zu entkräftigen?
10. Bitcoin benutzen
Es gab eine zweite Frage, die ich vielen im Publikum gestellt habe. Benutzt ihr Bitcoin?
Mike, der später einen Vortrag über Privacy hält, benutzt Bitcoin. Er bekommt sein Einkommen in Bitcoin.
Außer ihm finde ich aber so gut wie niemanden, der Bitcoin benutzt. Ich frage den Geschäftsführer einer Art Bitcoin-Akademie. Nein. Die Kunden bezahlen in Euro, und die Mitarbeiter bekommen ihr Gehalt in Euro. Für die Kunden ist Bitcoin klar ein Wertspeicher.
Ähnlich eine Gruppe von Kölnern, die regelmäßig Meetups und Stammtische besuchen. Sie benutzen Bitcoins manchmal unter sich, und eben auf Konferenzen, wie hier, wo man mit Lightning alles bezahlen kann.
Etwa dasselbe höre ich fast überall.
Niemand ist in seinem Alltag auf Bitcoin angewiesen. Die meisten haben noch nicht mal eine Verwendung dafür. Es würde keinen hier ernsthaft stören, Kaffee, Brezeln und Bier mit Euro zu bezahlen. Dass man auf der Konferenz seine Lightning-Wallet entsperrt, den QR-Code scannt und zufrieden lächelt, wenn die Transaktion innerhalb weniger Sekunden ankommt, ist eher ein Gimmick.
Man könnte sagen: Das Bezahlen ist vor allem Marketing, um zu zeigen, dass Bitcoin funktioniert.
Im Alltag ist die Verbreitung von Bitcoin als Zahlungsmittel eher rückläufig. Und das nicht nur im Mainstream, sondern unter den Georangepillten selbst.
11. El Salvador
Eines Highlights der Veranstaltung offenbarte eine weitverbreitete Doppelmoral. Eine Delegation aus El Salvador, dem Bitcoin-Land aus Mittelamerika, tritt auf.
Die Wirtschaftsministerin Maria Luisa Hayem sowie die Vizeaußenministerin Adriana Mira sind angereist. Sie halten beide einen Vortrag und stellen sich danach den Fragen des Coinspondenten Friedemann Brenneis . Der hatte die Ehre, als einziger ein Stück ernst gemeinte Kritik in die Veranstaltung zu tragen.
El Salvador hat eine faszinierend junge und auch weibliche Regierung. Vielleicht ist nicht alles, was sie tun, gut, aber ich habe den starken Eindruck, dass sie den Willen und die Kompetenz haben, das Land zu modernisieren und zu verbessern.
Friedemann bohrt: Warum ist die Adoption so schleppend? Nur 20 Prozent der Händler akzeptieren Bitcoin. Der Anteil der Zahlungen ist weiterhin winzig. Was ging da schief? Woran hakt es? Wie geht man mit den Verlusten durch die Bitcoin-Spekulationen des Präsidenten um? Warum ist der staatliche Bitcoin-Fond so intransparent?
Das sind berechtigte Fragen. Doch die beiden Frauen beantworten sie nicht. Sie wickeln einige Floskeln und wiederholen dann immer wieder dasselbe: Seit dem Bitcoin-Gesetz haben sich die Investitionen in El Salvador vervielfacht. Der Tourismus ist gewachsen, es haben sich mehr als 60 Krypto-Firmen registriert, und die Wirtschaft wächst erheblich, der globalen Krise zum Trotz.
Die beiden Frauen sind politische Profis. Sie werben für Investitionen.
Doch ich begreife: Sie haben ja recht. Bitcoin ist für sie ein Erfolg. Sie haben damit schon etwas erreicht. Die Vize-Außenministerin sagt: Zuvor hat niemand El Salvador gekannt. Heute kennt uns jeder. Jeder weiß, dass wir offen für neue Technologien sind. Wir waren das erste Land, das Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel gemacht hat. Das kann uns keiner mehr nehmen.
Ihre Strategie funktioniert. Aber eben nicht so, wie wir uns es vorstellen. Bitcoin ist für El Salvador weniger ein Zahlungsmittel, sondern ein Instrument des Marketings.
Und dann wird mir klar, wie sehr wir mit doppeltem Maß messen. Die Leute hier, im Publikum, benutzen Bitcoin praktisch gar nicht. Sie horten Bitcoin, und das Bezahlen per Lightning ist für sie vor allem eine Marketing-Show.
Doch wenn El Salvador dasselbe macht, um das Land voranzubringen, reagiert man irritiert. Irgendwie erwartet man, dass Bitcoin, das man hier begreift, aber nicht benutzt, in einem anderen Land mehr harte Wirklichkeit ist.
12. Was machen wir also aus Bitcoin?
Natürlich gäbe es noch mehr zu sagen. Viel mehr.
Etwa darüber, dass Michael Saylor seine übliche Litanei predigt, Ethereum sei ein Security, und dass viele im Publikum, mit denen ich rede, das wir ein Glaubensbekenntnis im Mund führen. Oder dass Proof of Work geradezu kultisch verklärt wird, was vermutlich ebenfalls eine Reaktion auf den Merge ist.
Man sollte aber fairerweise sagen, dass Ijoma Mangold sehr recht hat, wenn er sagt, ihn habe der globale Pool an Intelligenz fasziniert, der hinter Bitcoin stehe. Die Menschen hier sind intelligent und gebildet.
Die Teilnehmer könnten auch Netflix glotzen, Fußballspiele besuchen oder irgendetwas machen. Aber stattdessen beschäftigen sie sich mit dem Geldsystem, mit Informatik, Politik, Ökonomie, Dezentralisierung, Netzwerken und so vielem mehr. Und sie lesen sogar Bücher!
Viele Vorträge waren durchaus gehaltvoll und clever. Wenn Roman Reher etwa über die Kardaschow-Skala redet und schlussfolgert, dass die Difficulty des Minings ein Gradmesser für die Stufe sei, auf der eine galaktische Zivilisation stehe, ist das enorm faszinierend. Oder wenn Jörg Hermsdorf anhand von Planck-Konstanten, Atomen, Energie und Hashes erklärt, weshalb Bitcoin effektiv ein neues Element im Periodensystem darstellt.
Solche Thesen sind intellektuell herausfordernd und inspirierend.
Die Frage dagegen, was die Anwesenden nun aus Bitcoin machen, ist schwer zu beantworten. Bitcoin ist klar ein Wertspeicher, und kein Zahlungsmittel; eine Rechnungseinheit in der Theorie („der universelle Denominator“), aber keineswegs in der Praxis (da rechnet man selbst hier weiterhin mit dem instabilen Euro).
Bitcoin ist ein Investment, aber auch eine mentale Leuchte. Was zählt ist weniger der tatsächliche, sondern der intellektuelle Profit, und wichtiger als das tatsächliche Benutzen von Bitcoin ist es, darüber nachzudenken und sich inspirieren zu lassen.
Bitcoin wurde, so ist mein Eindruck, stärker zur reinen Idee als je zuvor.

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Christoph hat vor kurzem sein zweites Buch veröffentlicht: „Das Bitcoin-Kompendium: Netzwerk und Technologie“ . Es ist eine überarbeitete Auslese seiner besten Artikel für dieses Blog. Ihr könnt das Kompendium direkt auf der Webseite Bitcoin-Buch.org bestellen – natürlich auch mit Bitcoin – oder auch per Amazon .
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