Nachdem Ordinal mit den Inscriptions NFTs auf die Bitcoin-Blockchain gebracht hat, entsteht über Nacht ein neues Ökosystem. Es gibt bald 100.000 Bitcoin-NFTs, und die Preise erinnern bereits an die Hypes um CryptoPunks und Bored Apes. Aber nicht jeder ist begeistert, und die Entwickler diskutieren bereits, ob und wie sie dem Treiben einen Riegel vorsetzen können.
Die Ordinal Inscriptions , auch als Bitcoin NFTs bekannt, sind ein rasender Erfolg. Offensichtlich hat die Szene glühend darauf gewartet, endlich Bilder auf die Blockchain zu laden und Nicht-Fungible-Token zu schaffen, zu handeln und zu sammeln, ohne sich die Wallets mit Ethereum und anderen mutmaßlichen Shitcoins schmutzig zu machen: Etwa drei Wochen, nachdem Ordinal live ging, gibt es bereits mehr als 85.000 Inscriptions , und es ist ein lebhafter Markt entstanden, auf dem Bitcoin-NFTs zu sagenhaften Preisen gehandelt werden.
NFT Now schreibt fasziniert darüber, wie viele gute NFT-Sammlungen bereits auf der Bitcoin-Blockchain gelandet sind. Interessant sind etwa die Timechain Collectibles, die Uhren und Kalender mit dem Bitcoin-Logo verbinden. Die nur 21 Objekte werden über den Discord-Server des Projekts gehandelt; der Preis lag beispielsweise bei 3,08 Bitcoin für Inscription 364 (Timechain Collectible #6). Auch die Insignia Art it spannend. Sie umfasst lediglich 16 NFTs, die eine Art Wappen darstellen – Schilder, Affenköpfe, Kronen, Bäume, Drachen, Sonnen – und, so das Projekt, “die rapide Reproduktion, Verbreitung und Nutzung von Insignien auf der Bitcoin Blockchain” erlauben. Hier könnten NFTs mit besonderen Transaktionen zusammenkommen und eine ganz eigene Art von Urheber-Beweis etablieren – eine ziemlich inspirierende Aussicht.
Faszinierender als diese Projekte sind aber andere, obwohl – oder gerade weil – sie sehr viel weniger innovativ sind. Die Ordinal Punks etwa kopieren die CryptoPunks , und die Bitcoin Rocks die Ether Rocks. Beides waren zwei der erfolgreichsten NFT-Sammlungen auf Ethereum, und was dort funktioniert hat, so der Gedanke, funktioniert umso besser auf Bitcoin. Tatsächlich erzielen beide auf je 100 Exemplare begrenzte Sammlungen hohe Preise. Der Floorpreis bei den Punks beträgt 5 Bitcoin, der bei den Bitcoin Rocks sogar 42,21 BTC.
Das Ordinal Deal Book zeigt für einige Bitcoin-NFT-Kollektionen auch den Floor-Price
Bitcoin hat zwar NFTs wie Ethereum, doch keine Smart Contracts, weshalb die Auktionen nicht onchain stattfinden, sondern privat. Daher ist nur ausschnittsweise bekannt, welche Inscriptions zu welchen Preisen verkauft wurden. So hat etwa ein Ordinal Punk für stolze 15,2 Bitcoin den Besitzer gewechselt – mehr als 300.000 Euro.
Wie kann das sein? Warum wird eine schnöde, unkreative Kopie von erfolgreichen NFTs so teuer verkauft? Die geistige Eigenleistung liegt mehr oder weniger bei Null. Als Antwort kann ich darauf nur zwei Spekulationen geben. Erstens lieben Bitcoiner Knappheit, und die bereits bekannten Projekte verankern die Knappheit in einem sinnhaften Kontext. Es geht nicht um Kreativität, sondern darum, ein knappes Gut (Bitcoins) durch ein zweites knappes Gut (Punks, Rocks) noch knapper zu machen. Zweitens sind Bitcoin NFTs ein Update zu Ethereum-NFTs und, rein technisch, zu recht mehr wert: Die Motive sind vollständig auf der Blockchain – was bei Ethereum in der Regel nicht so ist – und sie werden durch den Proof of Work des mit himmelweitem Abstand stärksten Computernetzwerk der Welt geschützt. Die NFTs sind mit der brutalen Gewalt großer Zahlen in die Blockchain eingraviert! Sie stecken da drin, um für immer da zu sein!
Nicht jeder teilt jedoch diese Begeisterung. Denn die Bitcoin-NFTs verbrauchen Platz auf der Blockchain, der eigentlich für monetäre Transaktionen bestimmt ist. Wie viel erkennt man schon, wenn man einen Chart mit der durchschnittlichen Blocksize öffnet. Diese bewegte sich die letzten drei Jahre stabil zwischen 0,8 und 1,5 Megabyte, und ist mit der Einführung von Ordinals explodiert. Heute sind Blöcke im Durchschnitt schon mehr als 2,5 Megabyte groß – sie haben sich verdoppelt!
Der Ordinals-Ausschlag ist deutlich zu sehen im Chart mit der durchschnittlichen Blockgröße von Blockchain.com
Rund 50 Prozent des Platzes sind, erklärt Bitcoin-Influencer Pierre Rochard, Ordinal Inscriptions. Bitcoin, das Netzwerk für P2P-Geld, bei dem die Entwickler sorgsam darauf achten, dass es möglichst stark auf seine Kernfunktionen reduziert bleibt, prozessiert mit der Hälfte seiner Kapazität Bilddateien. Das ist nicht ganz das, was geplant war.
BREAKING: ordinal inscriptions are consuming 50% of #bitcoin block space pic.twitter.com/8n7sXpLcNB
— Pierre Rochard (@BitcoinPierre) February 6, 2023
Wenn die Blöcke auf 4 Megabyte anschwellen, rechnet Rochard vor, werden sie 210 Gigabyte je Jahr verbrauchen. Full Nodes müssen etwa 10 Dollar im Jahr in Festplattenspeicher investieren und brauchen 30 Minuten länger, um die Blockchain zu synchronisieren. “Ich denke, es wird für uns in Ordnung sein”, meint er – und führt damit zwei Jahre der erbitterten Blocksize-Diskussionen ad absurdum. Hätte man nicht 2016 sagen können, dass das “in Ordnung sein” wird, ansatt die Szene darüber in einen Bürgerkrieg zu verwickeln?
Ohnehin hinkt die Vorstellung, die Inscriptions verdrängten finanzielle Transaktionen oder stünden mit ihnen in Konkurrenz. Um dies zu verstehen, muss man einige Details des SegWit-Upgrads von 2017 kennen. Einfach ausgedrückt reserviert dieses den Platz in der Blockchain nicht für alle Daten einer Transaktion gleich, weshalb es mit normalen Transaktionen unmöglich ist, Blöcke auf mehr als 1,5 Megabyte zu bringen. Nur sehr spezielle Multisig-Transaktionen mit vielen Teilnehmern können vier Megabyte große Blöcke füllen – oder eben, wie man jetzt weiß, Bilddateien. Die Inscriptions füllen quasi einen Platz, den normale Transaktionen gar nicht füllen können. Daher bleiben die Gebühren stabil.
Dennoch würden manche Entwickler dem Treiben gerne einen Riegel vorschieben. In der Bitcoin-Mailing-List fragt etwa Robert Dickinson, ob es “nicht besser wäre, eine Möglichkeit zu finden, Inscriptions ein ähnliches Limit aufzuerlegen wie OP_Return-Outputs.” Zwar stimmen manche der Entwickler seiner Abneigung gegen die NFTs bei, doch der breite Konsens scheint zu sein, dass ein Limit technisch nicht wirklich möglich ist; die Entscheidung darüber, welche Daten im Rahmen des geltenden Blocksize-Limits wertvoll und nicht wertvoll seien, sei eine Art Zensur und ein erster Schritt auf einem gefährlichen Weg.
Sinnvoller wirkt der Vorschlag eines Entwicklers , die “Witness-Data” – zu der auch die Inscriptions gehören — auf Option nicht herunterzuladen, wenn ein Block als valide gilt (assumed-valid). Ohne zu tief ins Detail zu gehen, versuche ich das zu übersetzen: Man kann einen Full Node im “pruned Mode” starten, was bedeutet, dass er Daten, die er nicht aktiv braucht – darunter die Witness-Daten – löscht. Da er sie aber benötigt, um die Blockchain zu verifizieren, während er sie synchronisiert, lädt er sie dennoch herunter. Darauf könne man bei Blöcken verzichten, an denen das “assumedvalid”-Tag klebt. Mit diesem zeichnen die Core-Entwickler mit jedem neuen Release einen Block aus, damit die Nodes die Blöcke vor ihm beim Download weniger streng verifizieren müssen.
Wenn man mit assumed-valid also schon ein gewisses Vertrauen darin setzt, dass die Blockchain bis zu einem bestimmten Punkt valide ist, könnte man doch auch auf den Download von Bilddateien verzichten, so die Intention. Die meisten Bitcoin-Entwickler finden die Idee gut, weil sie den Start eines neuen Full Nodes erheblich beschleunigen kann. Gerade weil manche sie nicht wollen, stoßen die Ordinals Inscriptions damit eine interessante Diskussion an. Sie könnten am Ende einen Full Node nicht schwerer, sondern sogar leichter machen.
Die Ordinal Inscriptions , auch als Bitcoin NFTs bekannt, sind ein rasender Erfolg. Offensichtlich hat die Szene glühend darauf gewartet, endlich Bilder auf die Blockchain zu laden und Nicht-Fungible-Token zu schaffen, zu handeln und zu sammeln, ohne sich die Wallets mit Ethereum und anderen mutmaßlichen Shitcoins schmutzig zu machen: Etwa drei Wochen, nachdem Ordinal live ging, gibt es bereits mehr als 85.000 Inscriptions , und es ist ein lebhafter Markt entstanden, auf dem Bitcoin-NFTs zu sagenhaften Preisen gehandelt werden.
NFT Now schreibt fasziniert darüber, wie viele gute NFT-Sammlungen bereits auf der Bitcoin-Blockchain gelandet sind. Interessant sind etwa die Timechain Collectibles, die Uhren und Kalender mit dem Bitcoin-Logo verbinden. Die nur 21 Objekte werden über den Discord-Server des Projekts gehandelt; der Preis lag beispielsweise bei 3,08 Bitcoin für Inscription 364 (Timechain Collectible #6). Auch die Insignia Art it spannend. Sie umfasst lediglich 16 NFTs, die eine Art Wappen darstellen – Schilder, Affenköpfe, Kronen, Bäume, Drachen, Sonnen – und, so das Projekt, “die rapide Reproduktion, Verbreitung und Nutzung von Insignien auf der Bitcoin Blockchain” erlauben. Hier könnten NFTs mit besonderen Transaktionen zusammenkommen und eine ganz eigene Art von Urheber-Beweis etablieren – eine ziemlich inspirierende Aussicht.
Faszinierender als diese Projekte sind aber andere, obwohl – oder gerade weil – sie sehr viel weniger innovativ sind. Die Ordinal Punks etwa kopieren die CryptoPunks , und die Bitcoin Rocks die Ether Rocks. Beides waren zwei der erfolgreichsten NFT-Sammlungen auf Ethereum, und was dort funktioniert hat, so der Gedanke, funktioniert umso besser auf Bitcoin. Tatsächlich erzielen beide auf je 100 Exemplare begrenzte Sammlungen hohe Preise. Der Floorpreis bei den Punks beträgt 5 Bitcoin, der bei den Bitcoin Rocks sogar 42,21 BTC.
Das Ordinal Deal Book zeigt für einige Bitcoin-NFT-Kollektionen auch den Floor-Price
Bitcoin hat zwar NFTs wie Ethereum, doch keine Smart Contracts, weshalb die Auktionen nicht onchain stattfinden, sondern privat. Daher ist nur ausschnittsweise bekannt, welche Inscriptions zu welchen Preisen verkauft wurden. So hat etwa ein Ordinal Punk für stolze 15,2 Bitcoin den Besitzer gewechselt – mehr als 300.000 Euro.
Wie kann das sein? Warum wird eine schnöde, unkreative Kopie von erfolgreichen NFTs so teuer verkauft? Die geistige Eigenleistung liegt mehr oder weniger bei Null. Als Antwort kann ich darauf nur zwei Spekulationen geben. Erstens lieben Bitcoiner Knappheit, und die bereits bekannten Projekte verankern die Knappheit in einem sinnhaften Kontext. Es geht nicht um Kreativität, sondern darum, ein knappes Gut (Bitcoins) durch ein zweites knappes Gut (Punks, Rocks) noch knapper zu machen. Zweitens sind Bitcoin NFTs ein Update zu Ethereum-NFTs und, rein technisch, zu recht mehr wert: Die Motive sind vollständig auf der Blockchain – was bei Ethereum in der Regel nicht so ist – und sie werden durch den Proof of Work des mit himmelweitem Abstand stärksten Computernetzwerk der Welt geschützt. Die NFTs sind mit der brutalen Gewalt großer Zahlen in die Blockchain eingraviert! Sie stecken da drin, um für immer da zu sein!
Nicht jeder teilt jedoch diese Begeisterung. Denn die Bitcoin-NFTs verbrauchen Platz auf der Blockchain, der eigentlich für monetäre Transaktionen bestimmt ist. Wie viel erkennt man schon, wenn man einen Chart mit der durchschnittlichen Blocksize öffnet. Diese bewegte sich die letzten drei Jahre stabil zwischen 0,8 und 1,5 Megabyte, und ist mit der Einführung von Ordinals explodiert. Heute sind Blöcke im Durchschnitt schon mehr als 2,5 Megabyte groß – sie haben sich verdoppelt!
Der Ordinals-Ausschlag ist deutlich zu sehen im Chart mit der durchschnittlichen Blockgröße von Blockchain.com
Rund 50 Prozent des Platzes sind, erklärt Bitcoin-Influencer Pierre Rochard, Ordinal Inscriptions. Bitcoin, das Netzwerk für P2P-Geld, bei dem die Entwickler sorgsam darauf achten, dass es möglichst stark auf seine Kernfunktionen reduziert bleibt, prozessiert mit der Hälfte seiner Kapazität Bilddateien. Das ist nicht ganz das, was geplant war.
BREAKING: ordinal inscriptions are consuming 50% of #bitcoin block space pic.twitter.com/8n7sXpLcNB
— Pierre Rochard (@BitcoinPierre) February 6, 2023
Wenn die Blöcke auf 4 Megabyte anschwellen, rechnet Rochard vor, werden sie 210 Gigabyte je Jahr verbrauchen. Full Nodes müssen etwa 10 Dollar im Jahr in Festplattenspeicher investieren und brauchen 30 Minuten länger, um die Blockchain zu synchronisieren. “Ich denke, es wird für uns in Ordnung sein”, meint er – und führt damit zwei Jahre der erbitterten Blocksize-Diskussionen ad absurdum. Hätte man nicht 2016 sagen können, dass das “in Ordnung sein” wird, ansatt die Szene darüber in einen Bürgerkrieg zu verwickeln?
Ohnehin hinkt die Vorstellung, die Inscriptions verdrängten finanzielle Transaktionen oder stünden mit ihnen in Konkurrenz. Um dies zu verstehen, muss man einige Details des SegWit-Upgrads von 2017 kennen. Einfach ausgedrückt reserviert dieses den Platz in der Blockchain nicht für alle Daten einer Transaktion gleich, weshalb es mit normalen Transaktionen unmöglich ist, Blöcke auf mehr als 1,5 Megabyte zu bringen. Nur sehr spezielle Multisig-Transaktionen mit vielen Teilnehmern können vier Megabyte große Blöcke füllen – oder eben, wie man jetzt weiß, Bilddateien. Die Inscriptions füllen quasi einen Platz, den normale Transaktionen gar nicht füllen können. Daher bleiben die Gebühren stabil.
Dennoch würden manche Entwickler dem Treiben gerne einen Riegel vorschieben. In der Bitcoin-Mailing-List fragt etwa Robert Dickinson, ob es “nicht besser wäre, eine Möglichkeit zu finden, Inscriptions ein ähnliches Limit aufzuerlegen wie OP_Return-Outputs.” Zwar stimmen manche der Entwickler seiner Abneigung gegen die NFTs bei, doch der breite Konsens scheint zu sein, dass ein Limit technisch nicht wirklich möglich ist; die Entscheidung darüber, welche Daten im Rahmen des geltenden Blocksize-Limits wertvoll und nicht wertvoll seien, sei eine Art Zensur und ein erster Schritt auf einem gefährlichen Weg.
Sinnvoller wirkt der Vorschlag eines Entwicklers , die “Witness-Data” – zu der auch die Inscriptions gehören — auf Option nicht herunterzuladen, wenn ein Block als valide gilt (assumed-valid). Ohne zu tief ins Detail zu gehen, versuche ich das zu übersetzen: Man kann einen Full Node im “pruned Mode” starten, was bedeutet, dass er Daten, die er nicht aktiv braucht – darunter die Witness-Daten – löscht. Da er sie aber benötigt, um die Blockchain zu verifizieren, während er sie synchronisiert, lädt er sie dennoch herunter. Darauf könne man bei Blöcken verzichten, an denen das “assumedvalid”-Tag klebt. Mit diesem zeichnen die Core-Entwickler mit jedem neuen Release einen Block aus, damit die Nodes die Blöcke vor ihm beim Download weniger streng verifizieren müssen.
Wenn man mit assumed-valid also schon ein gewisses Vertrauen darin setzt, dass die Blockchain bis zu einem bestimmten Punkt valide ist, könnte man doch auch auf den Download von Bilddateien verzichten, so die Intention. Die meisten Bitcoin-Entwickler finden die Idee gut, weil sie den Start eines neuen Full Nodes erheblich beschleunigen kann. Gerade weil manche sie nicht wollen, stoßen die Ordinals Inscriptions damit eine interessante Diskussion an. Sie könnten am Ende einen Full Node nicht schwerer, sondern sogar leichter machen.
