Tether, die Herausgeberin des größten Stabelcoins USDT, sucht derzeit Entwickler für die neu aufgebaute KI-Abteilung. Diese profitiert von einer nahezu unbegrenzten Recheninfrastruktur, für die ein deutsches Unternehmen sorgt, in das Tether vergangenes Jahr investiert hat.
Tether, nach eigenen Angaben das größte Unternehmen in der Krypto-Branche, kündigt an , mit Tether Data seinen KI-Fokus zu erweitern. Hinter den markigen Worten – man positioniere sich „an der vordersten Front der Innovation“, man baue „die die Rolle als Pionier aus, die Zukunft von Technologie zu prägen“ – bleibt die Pressemitteilung relativ dünn, wenn es um Konkretes geht.
Die Pressemitteilung erwähnt „Sorgen über die Monopolisierung von KI-Technologie durch Big Tech“ und dass man vorhabe, Transparenz und Privatsphäre in der Entwicklung von KI-Modellen zu fördern. Tether Data möchte sich auf einige „Schlüsselgebiete“ konzentrieren: Erstens auf die Entwicklung von Open-Source-KI-Modellen, die zu neuen Standards werden sollen, zweitens die Integration von KI-Lösungen in bestehende Produkte, um Probleme der echten Welt zu lösen, und drittens die Kooperation mit dem weiteren Ökosystem und der Community.
Für die KI-Abteilung sucht Tether derzeit mehrere Softwareentwickler. Auf der Ausschreibungsseite betont Tether nochmals, dass man die Ambition verfolge, „den Zugang zu brandneuen KI-Modellen zu demokratisieren und die Entwicklung von resilienten, dezentralen Netzwerken zu verstärken“. Der Geschäftsführer Paolo Ardoino verspricht auf Twitter, man habe „umwerfende Projekte und Investments in der Pipeline“ und quasi endlosen Zugang zu KI-Rechenpower, da Tether erst vor kurzem ein wichtiges Investment in einen der größten Infrastrukturbetreiber für KI getätigt habe.
Konkret geht es um die Northern Data Group , die Tether im September 2023 mit einem „ strategischen Investment “ beehrt hat. Das Unternehmen startete 2018 mit einem Fokus ausschließlich aufs Mining in Frankfurt als Northern Bitcoin AG und wurde zunächst an der Münchner Börse gelistet. Es benannte sich jedoch noch im Januar 2020 als Northern Data AG um, akkumulierte massenhaft GPUs fürs Ethereum-Mining und schaffte es offenbar, diese nach dem Merge auf KI-Berechnungen umzuleiten. Das Unternehmen kooperiert eng mit Nvidia – es ist ein „Elite Partner“ — und wird einer der ersten Cloud Provider sein, der die neue, auf generative KI spezialisierte Blackwell-Hardware von Nvidia einsetzen wird.
Wie viel Tether in Northern Data investiert hat, erfährt man nicht. Einen etwas verzwirbelten Hinweis gibt aber eine Pressemitteilung von Northern Data im Januar 2024. Das Unternehmen gab den „Vollzug der Übernahme von Damoon Limited“ bekannt, einem Tochterunternehmen von Tether. Northern Data hat nun für 400 Millionen Euro alle Anteile an Damoon gekauft, was dem Kaufpreis von „mehr als 10.000 begehrten NVIDIA H100 Tresor Core GPUs , die Damoon erworben hat“, entpreche. Dies sind extrem leistungsfähigen, speziell für künstliche Intelligenzen entwickelte GPUs, schon beinah selbst Supercomputer.
Mit dem Abschluss dieser Transaktion sei Tether „zum Ankeraktionär der Northern Data Group geworden“. Ein Ankeraktionär ist ein Aktionär, der einen wesentlichen Anteil an einem Unternehmen hat und bei wichtigen Entscheidungen nicht zu umgehen ist. Üblicherweise halten Ankeraktionäre deutlich mehr als 10 Prozent der Aktienanteile, oft 20 bis 50 Prozent. Eine präzise Schwelle ist nicht definiert. Bei einer Marktkapitalisierung der Northern Data AG von derzeit 860 Millionen Euro kann man also von einem Investment von mindestens 80 Millionen Euro ausgehen. Denkbar wäre aber auch, dass Tether die vollen 400 Millionen Euro, welche die Hardware von Damoon wert ist, investiert hat, womit es knapp die Hälfte der Aktien besitzen würde.
Ansonsten erfährt man relativ wenig darüber, was Tether tatsächlich vorhat. Will der Stablecoin-Provider eigene KI-Modelle entwickeln? Will er auf Basis der bestehenden Large Language Models diese weiterentwickeln oder einem Publikum offen zur Verfügung stellen? Will er KI-Modelle mit Blockchains und P2P-Netzwerken verbinden, womöglich auch in Stablecoins integrieren? All dies bleibt offen. Klar ist aber, dass Tessa mit seiner Kriegskasse, seiner engen Verflechtung mit dem Kryptomarkt und seinen strategischen Investments hervorragend aufgestellt ist, um tatsächlich an der Speerspitze der KI-Innovation mitzumischen.