Mehrere Vermögensverwalter haben das OK für Bitcoin- und Ether-ETFs erhalten. Öffnet dies die Türen zum restriktiven und gewaltigen chinesischen Finanzsystem?
Der Hongkonger Zweig der China Asset Management, einem der größten Vermögensverwalter Chinas, hat heute von der Wertpapieraufsicht von Hongkong die Genehmigung erhalten , Anlegern „virtuelle Vermögensverwaltungsdienste“ anzubieten.
Das Unternehmen plant nun , Spot-ETFs für Bitcoin und Ether herauszugeben. Dafür hat es sich mit der OSL Digital Security, einer lizenzierten Plattform für die Verwaltung digitaler Assets aus Hongkong, zusammengetan . Die Hongkonger Wertpapieraufsicht hat ferner zwei Krypto-Spot-ETFs von Harvest Global Investment freigegeben. Auch Bosera Asset und HashKey Capital haben eine „bedingte“ Freigabe für ihre Krypto-ETFs erhalten, nennen jedoch die konkreten Bedingungen nicht.
Alles in allem klingt dies nach einer „Omnibus“-Freigabe durch die Hongkonger Finanzaufsicht, ähnlich der in der USA, jedoch mit einer größeren, über Bitcoin hinausgehenden Reichweite, die prinzipiell jede Art von Kryptowährung umfasst.
Bisher stehen aber offenbar nur Spot-ETFs für Bitcoin (BTC) und Ether (ETH) an. Vor allem die Ether-ETFs werden mit einiger Spannung erwartet. Denn während sich Investoren bereits jetzt über Aktien von Minern in Bitcoin einkaufen können, zumindest indirekt, fehlen vergleichbare Vehikel für Ether.
Die Börse in Hongkong ist eine der am schnellsten wachsenden Handelsplattformen in Asien und eine der größten der Welt. Auf ihr werden die Wertpapiere von mehr als 2.500 Unternehmen mit einer gemeinsamen Marktkapitalisierung von mehr als 47 Billionen Hongkong-Dollar gelistet, was rund 5 Billionen US-Dollar entspricht.
Während das chinesische „Mainland“ restriktiv vorgeht, positioniert sich Hongkong – das zwar zu China gehört, aber eine Art administrativer Autonomie genießt – als erheblich kryptofreundlicher. Erst im Sommer 2023 hat Hongkong seine Regeln für Krypto-Lizenzen vorgestellt, durch die Handelsplattformen offiziell zugelassen werden können. Für viele chinesische Firmen ist das liberale Hongkong seit langem die erste Anlaufstelle, um Aktien herauszugeben; so gut wie jedes chinesisches Finanzunternehmen unterhält in Hongkong eine Art Tochtergesellschaft.
Durch das Stock Connect Programm können Investoren sowohl im „Mainland“ als auch in Hongkong auf denselben Aktienpool zugreifen. Das erlaubt es beispielsweise Usern der Börsen in Shanghai und Shenzhen, Aktien zu kaufen, die auf der Börse in Hongkong gelistet sind. Ob dies für chinesische Investoren auch Bitcoin- und Ether-ETFs zugänglich machen wird, sobald diese auf der Börse in Hongkong gelistet werden, ist freilich fraglich.
Durch die generell enge Verflechtung dürfte es jedoch für Vermögensverwalter und Banken in China dennoch die direkte oder indirekte Möglichkeit geben, Krypto-ETFs in ihr Portfolio aufzunehmen. Damit könnten die nun zugelassenen Spot-ETFs in Hongkong zum Türöffner in das Finanzsystem der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde werden. Da China es seinen Anlegern zudem viel schwieriger macht, in Kryptowährungen zu investieren, als die USA, könnten die Hongkonger ETFs einen enormen, schwer überschätzbaren Effekt nehmen.